Mit großem Erstaunen nahmen die Initiative „Energiewende ER(H)langen“, die EWERG eG und die BfB-Energie eG das Symposium „Energie und Klima“, zu der die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gemeinsam mit VDI/VDE am 8.11. nach Erlangen eingeladen hatten, zur Kenntnis.
Zur Vorgeschichte: Bereits im Vorfeld wandten sich die eingangs genannten Organisationen an Uni-Rektor Karl-Dieter Grüske mit der Bitte, Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, der unter Experten als ausgewiesener Klimawandelskeptiker gilt und den entscheidenden Einfluss des Menschen und des CO2 auf den Klimawandel bestreitet, wieder auszuladen. Uni-Kanzler Thomas Schöck verteidigte die Einladung mit der Begründung, es fände eine kontroverse wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Publikum sowie Mitreferenten, die seinen Thesen wissenschaftlich fundierte Argumente entgegen setzten können, statt.
Nach dem Symposium bleibt festzuhalten: Die Veranstaltung bestätigte bezüglich der Ausführungen zum Klimawandel die schlimmsten Befürchtungen.
1. FAU, VDI und VDE laden selbsternannte Klimaexperten, die den Klimawandel sowie den Einfluss des menschlichen Handelns hierauf in Frage stellen, zum Symposium. Prof. Vahrenholt als Chemiker und Prof. Harde als Materialwissenschaftler referieren somit als Fachfremde ohne tieferen klimawissenschaftlichen Hintergrund. Dies, wie auch die Tatsache, dass Vahrenholt bis Juli 2012 Vorstandsvorsitzender der RWE-Gesellschaft RWE Innogy war, bleiben dem Publikum verborgen. Trotz ihrer Hintergründe bekommen sie für ihre äußerst umstrittenen Thesen und kaum nachvollziehbaren Herleitungen eine universitäre Bühne. Dass ein anderer Umgang mit derartigen Thesen möglich ist, zeigte vor wenigen Monaten die Universität Osnabrück, die Vahrenholt schlicht wieder auslud.
2. Wissenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass bei der Betrachtung eines Themas unterschiedliche, auch kontroverse Meinungen zum Ausdruck kommen. Obwohl Kanzler Schöck im Vorfeld beschwichtigend auf eben diesen wissenschaftlichen Charakter der Veranstaltung hingewiesen hat, konnte davon während der Veranstaltung keine Rede sein. Angesichts der Standpunkte und Meinungen der anderen Vertreter im Themenbereich „Klima“ stellt sich nämlich die Frage, wo hier die kontroversen oder unterschiedlichen Meinungen geblieben sind. Stellen doch die Thesen des Materialwissenschaftlers Harde sowie des Chemikers Vahrenholt den Klimawandel grundsätzlich bzw. zumindest den menschlichen Einfluss durch die massiven CO2-Emmissionen in Frage. So konnten sich die Referenten über ein exklusives und widerspruchsfreies Podium freuen.
3. Doch damit nicht genug: Auch aus dem Publikum waren Rückfragen oder Stellungnahmen zu keinem Zeitpunkt erlaubt – auch nicht im Rahmen der Podiumsdiskussion. Was diese Art der Diskussionskultur mit Wissenschaft zu tun hat, bleibt schleierhaft.
4. Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Unterstützerliste der Veranstaltung. Auf der tauchen nämlich mit Areva und Siemens lokal ansässige Großkonzerne auf, die noch immer überwiegend von fossiler und nuklearer Energieerzeugung profitieren. Behauptungen wie „Wir brauchen mindestens 40 % fossile und atomare Energie, sonst schaden wir der Umwelt“ sind daher kaum verwunderlich und fanden an diesem Tag an der Universität unwidersprochen ein breites Publikum.
Fazit: Es ist beschämend, dass die Universität eine derartige Veranstaltung ausrichtet und diese auch noch als wissenschaftlich verkauft. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Universität in Zukunft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst wird, statt unter dem Deckmantel der Wissenschaft einseitige Lobbyarbeit und Industriepolitik im Sinne gewissser Gruppen innerhalb des VDI bzw. VDE zu betreiben.