In der Diskussion um erneuerbare Energien tauchen immer wieder irreführende oder gar falsche Behauptungen auf: Beispielsweise, wenn pauschal behauptet wird, dass Photovoltaik-Anlagen die Stromversorgung gefährden oder es zu viel Solarstrom im Netz gäbe.
Doch ein genauer Blick zeigt: Photovoltaik ist nicht das Problem, sondern ein zentraler Baustein für eine stabile, kosteneffiziente und nachhaltige Energieversorgung.
Photovoltaik gefährdet die Versorgung? Nein, denn technische Vorkehrungen sorgen für Sicherheit!
Die Wechselrichter von PV-Anlagen sind so konzipiert, dass automatische Schutzmechanismen – bis hin zur Abschaltung des Wechselrichters – greifen, sobald lokal eine zu hohe Spannung entstehen würde. Gleiches gilt im Falle zu hoher Netzfrequenz, bei der die Einspeiseleistung der PV-Anlagen automatisch reduziert wird. Darüber hinaus gibt es bei größeren Anlagen bereits heute verpflichtend einzusetzende Fernsteuerungsmöglichkeiten, die auch bei über-örtlichen Engpässen von den Netzbetreibern genutzt werden können. Es gibt keine zu hohen Spannungen im Netz durch PV-Anlagen, gleichwohl heben sie das Spannungsniveau an. Um dem entgegen zu wirken, gibt es die Möglichkeit des Einsatzes moderner, regelbarer Ortsnetztrafos mit denen die Netzbetreiber sukzessive ältere Trafos in Gebieten mit hohem Zubau an PV-Anlagen ersetzen müss(t)en.
Zur weiteren Vertiefung kann auf diesen aktuellen Artikel des Bundesverbandes der Solarwirtschaft verwiesen werden: „Kein erhöhtes Blackout-Risiko bei viel Sonne“
Grundsätzlich gilt, dass Solarstrom die Windkraft ideal ergänzt und so zur Versorgungssicherheit beiträgt: Während Windanlagen oft in der Nacht oder bei schlechtem Wetter produzieren, liefern PV-Anlagen tagsüber und besonders bei gutem Wetter Energie.
Zu viel Solarstrom? Effiziente Nutzung statt Abschaltung!
Ein weiteres Argument ist, dass es immer häufiger „zu viel“ Solarstrom gäbe.
Dabei wird nicht zwischen ländlichen Regionen mit großen PV-Freiflächenanlagen und geringer Last und Städten mit nur begrenzten Dachflächen aber hohem Energiebedarf differenziert.
In München beispielsweise liegt die mittägliche Spitzenlast im Schnitt immer über 900 MW, während die Spitzenleistung aller PV-Anlagen dann bei maximal 250 MW liegt. (Quelle: Interaktiver Energie-Atlas für München, https://www.swm-infrastruktur.de/online-services/energieatlas )
Für Nürnberg gibt es zwar keine öffentlichen Daten der Spitzenlasten, aber die der installierten PV-Anlagenleistung. Diese beträgt Ende 2024 gemäß Marktstammdatenregister rund 116 MW und ist damit bezogen auf die Anzahl der Einwohner in etwa doppelt so hoch, wie in München. Unter Annahme einer proportional gleich hohen Last wie in München kann also von zu viel Solarstrom im Netz auch in Nürnberg nicht die Rede sein.
Und in den eher ländlichen Netzgebieten mit vielen PV-Freiflächenanlagen, wo es an besonders sonnigen Tagen tatsächlich zunehmend zu Überschüssen kommt, ließen sich diese durch clevere Lösungen nutzen:
- Speicherung: Strom dann nutzen, wenn er gebraucht wird
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- Batteriespeicher bei privaten, gewerblichen und industriellen Endverbrauchern können überschüssigen Solarstrom aufnehmen und später gezielt einspeisen.
- Großspeicher im Netz können die Versorgung stabilisieren und unnötige Abschaltungen reduzieren.
- Sektorenkopplung: Solarstrom sinnvoll anderweitig nutzen
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- Wärmeerzeugung: Überschüsse können für Wärmepumpen oder Power-to-Heat-Anlagen genutzt werden, um fossile Energien zu ersetzen.
- E-Mobilität: Elektrofahrzeuge können gezielt mit überschüssigem Solarstrom geladen werden – insbesondere tagsüber, wenn die PV-Erzeugung hoch ist.
- Produktion von Wasserstoff: Überschüssiger Solarstrom kann effizient zur Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden, der für die Dekarbonisierung der Industrie und als Langzeitspeichermedium für eine spätere Rückverstromung in großen Mengen benötigt wird.
Diese Maßnahmen ermöglichen eine effizientere Nutzung von Solarstrom und reduzieren die Notwendigkeit von Einspeisebegrenzungen.
Und dass es noch lange nicht zu viel Solarstrom im Netz gibt, zeigen auch die statistischen Daten. So wurden im Jahre 2023 in Bayern 16,1 Terawattstunden (TWh) Strom aus Photovoltaik erzeugt, was erst rund 27 % der gesamten Bruttostromerzeugung in Bayern entspricht.
(Quelle: Energieatlas Bayern, https://www.energieatlas.bayern.de/thema_sonne/photovoltaik/daten)
Fazit:
Photovoltaik stellt keine Gefahr für die Stromversorgung dar – im Gegenteil. Mit den richtigen ergänzenden Maßnahmen – dem intelligenten Einsatz von Speichern, der sektorübergreifender Nutzung des Solarstroms und einem zügigen Netzausbau bzw. einer Netzmodernisierung – lassen sich die Vorteile der Solarenergie optimal ausschöpfen.
Dann kann der weitere Ausbau der Photovoltaik eine Win-Win-Situation werden: Er stärkt die regionale Wirtschaft, reduziert Energiekosten, schützt das Klima und macht Bayern und Deutschland unabhängiger von fossilen Energien.
Anstatt pauschale Aussagen über eine vermeintlich grundsätzliche Überlastung der Netze oder die Gefährdung der Netzstabilität zu verbreiten, sollten die Potenziale der Solarenergie und die Umsetzung der zuvor beschriebener Maßnahmen in den Vordergrund gerückt werden.
Wir müssen weiter in die Zukunft investieren – für eine nachhaltige, resiliente und kostengünstige Energieversorgung mit der Photovoltaik – ergänzend zur Windkraft!